Das Filmtheater Weltspiegel in Cottbus gilt heute als der älteste Kinozweckbau in Brandenburg.
Das unter Denkmalschutz (Einzeldenkmal) stehende Gebäude wurde am 04.Oktober 1911 als Einzelhaus eröffnet. Das konvex gestaltete Portal mit seinen Schmuckelementen aus Widderköpfen, Putten und hervorstehenden Fassadenverzierungen, vermittelt die herausragende Bedeutung des Gebäudes. Im Inneren ist das mit Rosémarmor gestaltete Jugendstiltreppenhaus besonders gut erhalten. Der Saal mit seiner wunderschönen vollständig blattvergoldeten Kassettendecke und dem schwungvollen Rang zeugen von der aufkommenden, luxuriösen Ausstattung zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Der ursprünglich für 800 Zuschauer ausgelegte Saal ist noch zu UFA-Zeiten verkleinert worden, in dem der Reihenabstand vergrößert wurde. Gleichwohl ist mit 514 Plätzen eine sehr große Kapazität gegeben. Der Foyerbereich war durch eine eher schmucklose Gestaltung und Thekeneinrichtung geprägt. Reparaturmaßnahmen und erforderliche Sicherungsarbeiten haben kontinuierlich stattgefunden. Trotz der üblichen Umgestaltungswut, die nach dem zweiten Weltkrieg auf dem Territorium der ehemaligen DDR bei öffentlichen Gebäuden der Kaiserzeit einsetzte, ist der Weltspiegel von dieser Praxis verschont geblieben.
Der letzte Betreiber, die UFA AG, die das Gebäude nach der Wende erworben hatte, stellte den Spielbetrieb im Mai 1998 ein. Zwischen 1998 und 2002 wurde der Weltspiegel lediglich für das jährlich im November stattfindende Cottbuser FilmFestival des jungen Osteuropäischen Films genutzt.
Seit 2004 befinden sich das Grundstück sowie die Immobilie in neuen Händen. Ein mutiger Cottbuser Bauherr mit der Liebe zum Kino und seinen Traditionen wagte den Neustart. Um den Weltspiegel als Einzeldenkmal und Kulturstätte zu erhalten war eine zukunftsweisende Sanierung zwingend notwendig. Daraus resultierte der Entschluss, das Grundstück komplett zu bebauen und den Altbau mit einem Neubau zu erweitern, der eine multifunktionale Nutzung ermöglicht.
Das im Oktober 1911 als Neubau in Betrieb genommene Filmtheater Weltspiegel unterliegt in seiner Gesamtheit dem Denkmalschutz. Die Denkmalschutzbehörde hat aus denkmalrechtlicher Sicht die Baukörpererweiterung als „erlaubnisfähig eingeschätzt“, da das Erscheinungsbild des Denkmals mit seiner dominanten Schaufassade am Haupteingang durch den geplanten Neubau nicht beeinträchtigt wird. Damit war der Weg frei für eine umfassende Sanierung und einen Erweiterungsbau nach denkmalschützerischen Aspekten.
Die Erhaltung bzw. Restauration konzentrierte sich vorrangig auf die Fassade, den Eingangsbereich, das östliche Jugendstil- Treppenhaus und den Saal mit dem Schwerpunkt, sich dem Originalzustand größtmöglich zu nähern. Zusätzlich wurden rückgebaute Elemente wie z. B. die Empore mit dem Weltspiegelschriftzug neu errichtet oder wieder in ihren Urzustand zurückversetzt. Handwerkliches Können und Traditionen vereinen sich hier nahtlos.
Ausgestattet mit modernster 3D Digitalprojektion und Satellitentechnik können seit der Ausbauphase Kinofilme, nationale und internationale Konzerte oder Events in Echtzeit im Weltspiegel wiedergegeben werden. Die multifunktionale Gestaltung der Saalebene mit einfahrbarer Podestierung zu einer waagerechten Echtholzparkettfläche bietet universelle Raumnutzungsvarianten für Galaabende, Kleinkunstaufführungen, Kongresse, Tanzabende – ein modernes Mehrgenerationenhaus ist entstanden. Den Anforderungen einer behindertengerechten Nutzung wird mit einem Fahrstuhl und entsprechenden Sanitäreinrichtungen Rechnung getragen.
Zur Wiedereröffnung am 31.05.2011 wehte ein Hauch von Hollywood nach Cottbus: der international bekannte Regisseur Wim Wenders präsentierte seinen 3D- Dokumentarfilm „Pina“ und verlieh seiner Begeisterung für das sanierte Haus deutliche Worte. (Zum Beitrag der Lausitzer Rundschau)
Kino pur in seiner ursprünglichen Form im Herzen der Stadt, ein lang gehegter Wunsch der Cottbuser geht damit nun in Erfüllung. Auch das FilmFestival des Osteuropäischen Films hat endlich wieder „sein“ Innenstadtkino und öffnet weit über die Landesgrenzen hinaus die Tür in die Lausitz.